Das Stück


«Entweder ich bringe dich um, oder du mich», bilanziert Katarina ihre langjährige Beziehung mit Frank, «oder wir trennen uns, oder wir machen so weiter.» Der schwedische Autor Lars Norén, geboren 1944 in Stockholm, präsentiert in «Dämonen» ein Paar, das sich hasst, und das doch nicht voneinander lassen kann. In Echtzeit erlebt das Publikum die beiden an einem einzigen Abend, dem Abend vor der Beerdigung von Franks Mutter. Um den Abend nicht allein in ihrer schicken Wohnung verbringen zu müssen, bitten sie das Ehepaar aus dem Nachbarshaus zu sich hinüber – eine Stückanlage, die nicht zufällig an «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?» erinnert, den Bühnenklassiker von Edward Albee aus dem Jahr 1960: Vor den Nachbarn entfachen Katarina und Frank eine gnadenlose Seelenschlacht, in der zuletzt allerdings nicht sie selber untergehen, sondern ihre Gäste.

Der Hass und die Aggressionen der beiden Paare werden im 1984 uraufgeführten Stück in subtilster Virtuosität und in feinsten Abschattungen angedeutet, ausgesprochen und ausgehandelt. Die Dialoge rollen im edlen Ambiente eines zeitgenössischen Wohlstandshaushalts ab, zu grösstmöglicher Kälte und Schärfe geschliffen, und zu schwarzer, grausamer Komik. Vor den Augen des Publikums entfaltet sich zwischen den beiden Paaren ein bürgerliches Drama von einer Konsequenz, die schliesslich alle Bürgerlichkeit in sich zusammenbrechen lässt. «Ein gespenstisches Stück über die Liebe», nannte die «Süddeutsche Zeitung» dieses Stück.

Das Theater Aeternam spielt «Dämonen» in einer vom Ensemble selber gekürzten Fassung. Dabei wurde das Stück auf seinen dialogischen Kern konzentriert, also auf die unerhörten, infamen und gelegentlich auch hochnotkomischen Liebes- und Machtspiele zwischen den zwei Paaren. Gestrichen wurden dagegen konsequent alle Passagen, die das Geschehen aus der Vorgeschichte herleiten und psychologisch deuten. Ebenso entfernt wurden einige der kruden (sexuellen und gewalttätigen) Exzesse, die sich mit dem Entstehungsjahr des Stücks erklären lassen: Was damals als theatraler Tabubruch noch funktionierte, wirkt heute mitunter etwas forciert.

Der Autor
Lars Norén begann bereits als Jugendlicher zu schreiben. 1963 erschien sein erster Gedichtband. Es folgten weitere Gedichte, drei Romane und ab 1973 erste Theaterstücke. Seither hat sich Norén als einer der bedeutendsten und meistgespielten Dramatiker aus Skandinavien etabliert. 1994 erhielt Norén den renommierten schwedischen Pilotpris, 1998 den Dramatikerpreis der Nordischen Theaterunion und 2003 schliesslich den Nordischen Preis der Schwedischen Akademie. Seit 1993 und seiner Inszenierung von Strindbergs «Totentanz» arbeitet er auch als Regisseur. 1998 bis 2007 war er Intendant des Riksteatern Norsborg in Stockholm, von 2009 bis 2001 war er Co-Leiter des Folkstheatern in Göteborg. Seither arbeitet er dort als Hausregisseur.